Positive Steigung der kurzfristigen aggregierten Angebotskurve
Die kurzfristige aggregierte Angebotskurve weist eine positive Steigung auf, da das Preisniveau und die aggregierte Angebotsmenge eine positive Beziehung haben. Diese Beziehung ist auf die Preisanpassungsstarrheit im kurzfristigen Verlauf zurückzuführen. Um diese Starrheit zu erklären, werden die Theorie der starren Löhne, die Theorie der starren Preise und die Theorie der Fehleinschätzungen herangezogen. Diese Theorien haben gemeinsam, dass die Wirtschaftsteilnehmer kurzfristig überrascht werden, langfristig jedoch reagieren und sich anpassen können.
Warum beeinflusst das Preisniveau die Produktion im kurzfristigen Verlauf?
Die folgenden Theorien sind die gängigsten, um zu erklären, warum das Preisniveau im kurzfristigen Verlauf die Produktion beeinflusst, im langfristigen Verlauf jedoch nicht.
Theorie der starren Löhne
Preise können sich im kurzfristigen Verlauf nicht vollständig anpassen. Ein anschauliches Beispiel dafür sind nominale Löhne, die sich nur langsam an die wirtschaftlichen Bedingungen anpassen, das heißt, sie sind kurzfristig starr. Der Hauptgrund ist, dass die meisten Löhne durch Verträge festgelegt sind, oft für einen bestimmten Zeitraum, sodass sie sich nur allmählich ändern. Die kurzfristige makroökonomische Theorie sieht dies als eine der Hauptursachen für die Unterschiede zwischen dem kurzfristigen und langfristigen Verlauf. Die Löhne werden entsprechend dem erwarteten Preisniveau festgelegt, das häufig vom tatsächlichen Preisniveau abweicht. Dies kann Arbeitgeber oder Arbeitnehmer begünstigen oder benachteiligen, je nachdem, ob das tatsächliche Preisniveau über oder unter dem erwarteten liegt. Im langfristigen Verlauf laufen die Verträge jedoch aus, und die Löhne passen sich an. Diese Theorie wird als Theorie der starren Löhne bezeichnet.
Theorie der starren Preise
Nicht nur Löhne, sondern auch die Preise von Gütern und Dienstleistungen passen sich nur allmählich an die wirtschaftlichen Bedingungen an. Der Grund sind Kosten, die mit der Preisänderung verbunden sind, sogenannte Menükosten. Dazu gehören unter anderem die Kosten für das Drucken und Verteilen von Preislisten sowie der dafür erforderliche Verwaltungsaufwand. Daher werden Preise oft für festgelegte Zeiträume angekündigt, manchmal sogar jährlich. Diese Preise basieren auf dem erwarteten Preisniveau. Je nachdem, ob das tatsächliche Preisniveau über oder unter dem erwarteten liegt, können sich die Verkaufszahlen positiv oder negativ entwickeln. Während einige Unternehmen schnell reagieren können, benötigen andere mehr Zeit zur Anpassung. Diese Theorie der Schwierigkeit von Preisanpassungen im kurzfristigen Verlauf wird als Theorie der starren Preise bezeichnet.
Theorie der Fehleinschätzungen
Änderungen im allgemeinen Preisniveau können Anbieter vorübergehend zu Fehleinschätzungen der wirtschaftlichen Lage verleiten. Auf Basis dieser Fehleinschätzungen reagieren sie jedoch auf Preisänderungen. Wenn Produzenten feststellen, dass das Preisniveau stärker als erwartet steigt oder fällt, könnten sie irrtümlicherweise annehmen, dass sich relative Preise ändern und der Preis ihres Produkts entsprechend gestiegen oder gesunken ist. Dies führt zu einer Anpassung der Produktion nach oben oder unten. In beiden Fällen beeinflusst die Änderung des Preisniveaus die Produktionsentscheidungen. Diese Theorie wird als Theorie der Fehleinschätzungen bezeichnet. Beispielsweise könnte ein Anstieg des Preisniveaus Produzenten glauben lassen, dass der Preis ihres Produkts gestiegen ist, wodurch sie das Produktionsniveau und somit das Angebot erhöhen. Tatsächlich ist jedoch nur das Preisniveau gestiegen und nicht der reale Preis ihres Produkts. Dasselbe gilt auch umgekehrt. In jedem Fall wird dieser Effekt im langfristigen Verlauf korrigiert.
Unterschiede zwischen dem erwarteten und dem tatsächlichen Preisniveau
Die Produktion weicht im kurzfristigen Verlauf von ihrem natürlichen Niveau ab, wenn das aktuelle Preisniveau vom erwarteten Preisniveau abweicht. Dies kann wie folgt dargestellt werden:
\[ \text{Aggregiertes Angebot} = \text{Natürliches Produktionsniveau} + a \left( \frac{\text{Aktuelles Preisniveau}}{\text{Erwartetes Preisniveau}} \right) \]
In dieser Gleichung:
- Aggregiertes Angebot: Bezieht sich auf die Gesamtmenge an Gütern und Dienstleistungen, die Unternehmen zu einem bestimmten Preisniveau auf dem Markt anzubieten bereit sind.
- Natürliches Produktionsniveau: Das Produktionsniveau, das eine Volkswirtschaft langfristig bei effizienter Nutzung ihrer Ressourcen und vorhandener Technologie halten kann.
- Aktuelles Preisniveau: Das in der Volkswirtschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt geltende Preisniveau, das durch Veränderungen der aggregierten Nachfrage, des aggregierten Angebots und anderer wirtschaftlicher Faktoren schwanken kann.
- Erwartetes Preisniveau: Die Erwartungen der Wirtschaftsteilnehmer über das zukünftige Preisniveau, welche ihre Entscheidungen über Produktion und Konsum beeinflussen können.
- a: Ein Koeffizient, der die Empfindlichkeit des aggregierten Angebots gegenüber Preisänderungen misst. Er gibt an, wie eine Änderung des Preisniveaus die Menge an Produktion beeinflusst, die Unternehmen bereitzustellen bereit sind.
Diese Gleichung zeigt, dass das aggregierte Angebot nicht nur vom natürlichen Produktionsniveau abhängt, sondern auch von der Beziehung zwischen dem aktuellen und dem erwarteten Preisniveau.
- Wenn das aktuelle Preisniveau höher als das erwartete Preisniveau ist (\(\text{Aktuelles Preisniveau} > \text{Erwartetes Preisniveau}\)), wird der Ausdruck \(a \left( \frac{\text{Aktuelles Preisniveau}}{\text{Erwartetes Preisniveau}} \right)\) positiv. Dies bedeutet, dass Unternehmen ihre Produktion erhöhen, da sie höhere Preise für ihre Güter und Dienstleistungen erzielen können.
- Wenn das aktuelle Preisniveau niedriger als das erwartete Preisniveau ist (\(\text{Aktuelles Preisniveau} < \text{Erwartetes Preisniveau}\)), wird der Ausdruck \(a \left( \frac{\text{Aktuelles Preisniveau}}{\text{Erwartetes Preisniveau}} \right)\) negativ oder weniger positiv. Dies deutet darauf hin, dass Unternehmen ihre Produktion reduzieren könnten, da die aktuellen Preise nicht ausreichen, um ihre Kosten zu decken und ihre Rentabilitätserwartungen zu erfüllen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das kurzfristige aggregierte Angebot steigt, wenn das Preisniveau über dem erwarteten liegt, und umgekehrt sinkt, wenn das Preisniveau unter dem erwarteten liegt.
Schlussfolgerung
Zusammenfassend erklären all diese Theorien die positive Beziehung zwischen dem Preisniveau und dem aggregierten Angebot im kurzfristigen Verlauf als Marktunvollkommenheiten, die zu einem unterschiedlichen Verhalten im kurzfristigen und langfristigen Verlauf führen. Sie deuten darauf hin, dass die Produktion im kurzfristigen Verlauf von ihrem langfristigen Trend abweicht, wenn das Preisniveau vom erwarteten Preisniveau abweicht. Diese Probleme sind jedoch temporär: Im langfristigen Verlauf sind Preise und Löhne nicht starr, und Fehleinschätzungen der relativen Preise werden korrigiert.